DIE SITUATION
Die an das Gemeindeamt angeschlossene Volksschule liegt leicht erhoben am Kirchberg von Thal und bildet gemeinsam mit der Fuchskirche und dem Pfarrhof ein spannungsvolles und unter Denkmalschutz stehendes Ensemble. Die von Ernst Fuchs geplante Kirche sowie der ehem. Pfarrhof mit seinem Wirtschaftsgebäude stellen Besonderheiten des Planungsgebiets dar, auf die in der Bearbeitung Rücksicht genommen wurde. Naturräumlich ist der nach Osten hin ansteigende Kirchberg durch einen Wald begrenzt. Mit der bewussten Wahl des Baufeldes am Kirchberg, wurde das Schaffen eines Ortszentrums ermöglicht. Daher war auch das Entstehen eines neuen, großzügigen Marktplatzes ein wesentlicher Teil des Entwurfes. Um diese neue Mitte bildet nun die neue Volksschule gemeinsam mit dem "Thalsaal", dem Gemeindeamt, der Kirche und dem Pfarrhof das (halb-) öffentliche Zentrum des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Thal.
DIE INTENTION
Der Anspruch an die neu zu erschaffende Bebauung bestand unserer Auffassung nach darin, das heterogene Umfeld durch eine möglichst zurückhaltende Positionierung zu harmonisieren. Die neuen Baukörper sollen nicht als Erweiterung des Bestands im herkömmlichen Sinne gesehen werden, sondern als eine eigenständige Struktur, die als vermittelndes Bindeglied der unterschiedlichen Gestaltungsformen dient. Diese Interpretation des Ortes und der Bauaufgabe bringt einen schlichten, in der Geometrie ruhigen Baukörper mit sich, der die Orientierung der Kirche und des Pfarrsaals aufnimmt und so einen ruhigen Platz als Ortszentrum zwischen Gemeindeamt und Volksschule aufspannt. Das für den Standort groß dimensionierte Bauvolumen der Turnhalle wird an der nordöstlichen Seite des Baugrunds um ein Geschoss abgesenkt und so in den Hang gesetzt, dass die Dachlandschaft der Halle fließend in das natürliche Gelände an der Ostseite übergeht. So wird eine zweite, mit der Landschaft verwobene Platzebene geschaffen, wodurch es ermöglicht wird, dass den Nutzern so viel Grünraum wie möglich zur Verfügung gestellt wird. So wird dieser Bereich von den Kindern auch als grüner Pausenhof (hier wird gegartelt: „Das essbare Klassenzimmer“) genutzt.
Der zweigeschossige Schulneubau im Süden wird mittels einer Brücke aus Brettschichtholz im 1. Obergeschoss an den Bestand angeschlossen. Durch die neue Bebauung entstehen großzügige Naturräume im Norden, Osten und Süden der Schule welche als Pausen- und Spielbereiche genutzt werden. So wird den Kindern ein spielerischen Zugang zur Natur und somit auch zum nachwachsenden Rohstoff Holz ermöglicht.
MATERIALITÄT & KONSTRUKTION
Auf die äußerst heterogene architektonische Wirkung der Umgebung wird mit einem klaren und reduzierten Volumen reagiert. Diese Intention soll auch durch die Konstruktion und die Materialwahl klar zum Ausdruck kommen. So wird der räumliche Gesamteindruck mit lediglich drei bestimmenden Materialien erreicht: Holz, Beton und Glas. An der Westfassade des Neubaus dient die Platzebene als kontrastierende Schnittstelle zum Bauvolumen des Obergeschosses mit seiner vertikalen Lärchen-Holzfassade aus einer gehobelt und gebürstet Deckleistenschalung, sowie den Lärchenholzlamellen der Brücke. Der Baukörper dieser Schnittstelle platziert sich monolithisch in das fallende Gelände und ermöglicht durch eine präzise Positionierung die oben genannte funktionelle Vielfalt.
Konstruktiv besteht das Volumen des Obergeschosses aus einem Holzmassivbau (CLT). Zum einem wird dadurch dem Material Holz der regionale Stellenwert gewürdigt, zum anderen wird diese Wahl des konstruktiven Materials auch in der Wahl des Fassadenmaterials authentisch wiedergespiegelt. Darüber hinaus wird dadurch den SchülerInnen die Wertigkeit des Materials Holz weitergegeben und bietet ihnen eine natürliche und ruhige Lernumgebung. Die Brücke als Verbindungsbaukörper zum bestehenden Schulgebäude wird durch das Andocken am selbigen mit einer raumhohen Fachwerkskonstruktion aus Brettschichtholz ermöglicht und bildet eine identitätsstifende Struktur.
Im Bestand selbst wurde die konstruktive Struktur erhalten und mit einem pädagogisch zeitgemäßen, neuen räumlichen Konzept befüllt. Die räumliche Qualität des bestehenden Dachgeschosses wird durch teilweises freilegen und handwerkliches bearbeiten (sandstrahlen) der Dachstuhlkonstruktion sichtbar gemacht.
Darüber hinaus spielt im Innenraum auch bei der übrigen Materialwahl Holz eine große Rolle. Die Massivholzwände des Obergeschosses wurden in Wohnsichtqualität und die Fenster und Innenportale aus Lärche ausgeführt. Als Bodenbelag wurde ein Eichenparkett, für die Terrassen ein Lärchenbelag gewählt. Im Erdgeschoss sowie im Turnsaal wurde großflächig eine Holzlatten-Akustikdecke ausgeführt. Die Möbel wurde überwiegend aus Sperrholz-Multiplexplatten gefertigt.