Der „Paradiesvogel“ ist ein zweigeschossiger Dachzubau aus Holz- und Stahlelementen und grenzt an das Entwicklungsgebiet des Wiener Westbahnhofs. Seine golden schimmernde Fassade verleiht dem Gründerzeithaus ein Gesicht, das von Weitem erkennbar ist.
Der Dachzubau zeigt einen markanten, starken Charakter, nicht zuletzt aufgrund seiner außergewöhnlichen Bauweise, mit der die Auftraggeber völlig neue konstruktive Wege beschritten haben.
Für die Ausbildung der Flach- und Steildachbereiche kamen Kielstegelemente mit einer Bauhöhe von 28 cm mit freien Spannweiten von mehr als 15 Metern zum Einsatz, die sich spielend den Erfordernissen anpassen. Bemerkenswert ist, dass es sich beim „Paradiesvogel“ um das erste Wohnbauprojekt handelt, dessen Dachkonstruktion mit einem Produkt, das meist nur bei Gewerbe- und Industriebauten zum Einsatz kommt, gefertigt wurde.
Die komplexe Gebäudegeometrie, der Wunsch nach einer weitestgehend offenen Raumgestaltung im zweiten Obergeschoss sowie die vorgegebenen Randbedingungen zur Lastableitung im Bestand erforderten ein wohlüberlegtes Zusammenwirken aus verschiedenen Tragelementen, Materialien und Bauweisen, sodass der Stahlbau den Holzbau trägt und umgekehrt.
Die Geschossdecke zwischen den beiden Dachgeschossen wurde mit Brettsperrholzelementen gebildet, die flächenbündig in die tragende Stahlkonstruktion einlaufen. Schräg angeordnete Brettschichtholzträger übernahmen einerseits die Funktion von Überzügen und bilden andererseits die Tragkonstruktion für die schrägen Glasflächen an den Gebäudelängsseiten.
Die beiden Geschosse liegen ident übereinander und ermöglichen so ein ökonomisches Tragsystem. Die Innenwände sind nicht tragend, wirken aber aussteifend in der Gesamtkonstruktion und konnten in Holz-Sicht-Qualität belassen werden. Das gesamte Gründerzeithaus, in dem sich der Dachzubau befindet, wurde komplett saniert und barrierefrei zugänglich gemacht. Die Anbindung an den Bestand erfolgt über das Stiegenhaus und einen an der Innenhof-Fassade nach oben führenden Lift. Die beiden Geschoße des Dachzubaus sind durch eine großzügige Treppe mit integrierter Rutsche miteinander verbunden und dienen der vierköpfigen Familie sowohl zum Wohnen als auch zum Arbeiten. Zahlreiche Details im Innenausbau, aber auch in den Außenanlagen schaffen ein Gesamtkonzept einer großstädtischen, zukunftsorientierten und dennoch nachhaltigen Atmosphäre.